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Unverzichtbare Plagegeister

18. Juli 2024
Was Sie über Stechmücken wissen sollten - Sie erfahren es in unserem neusten Biodiversitäts-Artikel.

Wer in diesen Tagen einen schönen Abend im Freien geniessen möchte, ärgert sich bestimmt über die kleinen Plagegeister: Stechmücken! So lästig sie sind, eine so bedeutende Rolle spielen sie in der Natur.

Der viele Regen in diesem Sommer hat dafür gesorgt, dass Tümpel und Weiher gefüllt und überall Pfützen entstanden sind. Kein Wunder also, fliegen derzeit so viele Stechmücken, denn ihre Larven entwickeln sich im Wasser.

Allerdings braucht ein Stechmücken-Weibchen zuerst eine Blutmahlzeit, bevor es Eier produzieren kann. Im Übrigen ernährt es sich, ebenso wie die Stechmücken-Männchen, auf Nektar und andere zuckerhaltige Pflanzensäfte. Den Blutwirt findet die Stechmücke, indem sie dem erhöhten Kohlendioxidgehalt in der Ausatemluft und den Körperdüften folgt. So findet sie Menschen oder Tiere, die sie stechen kann, meist sehr schnell. Für uns ist ein Mückenstich in der Regel einfach lästig. In anderen Ländern kann es dagegen gefährlich sein, von einer Mücke gestochen zu werden. Dann nämlich, wenn das blutsaugende Insekt gleichzeitig eine Krankheit wie das West-Nil-Fieber oder das Denguefieber überträgt.

Nach der Blutmahlzeit legt das Mückenweibchen seine Eier ins Wasser oder unmittelbar an dessen Rand ab. Nach einer zwei- bis dreiwöchigen Larvenentwicklung im Wasser fliegt bereits die nächste Generation Mücken aus.

 

EIN FLUCH FÜR DIE EINEN, EIN SEGEN FÜR DIE ANDEREN

Besonders in Feuchtgebieten sind die vielen Stechmücken aktuell eine Plage. Sie haben aber auch ihre guten Seiten. Die kleinen Insekten sind nämlich eine überaus wichtige Nahrungsquelle. Als Larven ernähren sie viele andere Tiere, vor allem Fische, Amphibien, Libellen- und andere Insektenlarven. Von den erwachsenen Mücken ernähren sich unzählige Vögel, Fledermäuse, Frösche, andere Insekten und Spinnen.

Einige Vögel wie Mauersegler und Schwalben haben sich auf Mücken und andere kleine Insekten spezialisiert, die sie im Flug erbeuten. Um ihre Jungen aufzubringen und selbst über die Runden zu kommen, brauchen sie Unmengen davon. So verfüttert ein Mauerseglerpaar an einem einzigen Tag gegen 20'000 Insekten an seine Jungen.

Während einer abendlichen Vogelexkursion in einem Sumpfgebiet in Deutschland fielen grosse Schwärme von Stechmücken über die Teilnehmenden her. Der Exkursionsleiter (wohlgemerkt in kurzer Kleidung!) nahm die unablässigen Angriffe der Plagegeister mit stoischer Ruhe hin. «Ohne Mückenschwärme gibt es keine Vögel», brachte er es auf den Punkt.

 

 

 

1_Larven
Die Larven der Gemeinen Stechmücke entwickeln sich im Wasser und dienen Fischen, Amphibien und anderen Insekten als Nahrung. Um atmen zu können, hängen sie sich kopfüber an die Wasseroberfläche.

 

2_Stechmücke
Die heimische Gemeine Stechmücke ist weniger auffällig gezeichnet als ihre asiatische Konkurrenz.
3_Asiatische Tigermücke
Die Asiatische Tigermücke ist, ebenso wie die Asiatische Buschmücke, grösser als die einheimische Gemeine Stechmücke und weist an den Beinen auffällige schwarz-weisse Streifen auf.

 

ZUR ARTIKELSERIE 2024

Die Stadt Illnau-Effretikon und die Gemeinde Lindau haben im Frühling 2022 eine Kampagne gestartet, um die Bevölkerung über den Nutzen und die Schönheit von Biodiversität im Siedlungsraum zu informieren. Monatlich erscheint im «Regio» ein Artikel zum Thema.

 

ZUR AUTORIN

Barbara Leuthold Hasler arbeitet als selbstständige Biologin und Bergführerin. Mit der Natur vor ihrer Haustür befasst sie sich seit Jahren – nicht nur beruflich, sondern auch als Hobby, zum Beispiel im eigenen Garten und in ehrenamtlichen Arbeitseinsätzen in Naturschutzgebieten.

 

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