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Von Mäusen und Menschen

19. September 2024
Mäuse spielen eine wichtige Rolle in der Natur - und Maus ist nicht gleich Maus.

Zu Mäusen haben wir Menschen ein zwiespältiges Verhältnis. Einerseits finden wir die kleinen Pelztiere mit ihren schwarzen Knopfaugen niedlich, anderseits betrachten wir sie als Schädlinge.

In der Schweiz leben 18 Mausarten, die in zwei Gruppen eingeteilt werden: In Wühlmäuse (auch Kurzschwanzmäuse genannt) und Langschwanzmäuse. Wühlmäuse, allen voran Schermäuse und Feldmäuse, graben Gänge ins Erdreich und fressen am liebsten Wurzeln. An Obstbäumen, Gemüsekulturen und in Wiesen können sie erheblichen Schaden anrichten. Zum Leidwesen der betroffenen Gartenbesitzer oder Landwirte vermehren sie sich in einem unglaublichen Tempo: Eine Feldmaus ist bereits im Alter von zwei Wochen fortpflanzungsfähig. Mit fünf Wochen bekommt sie in der Regel zum ersten Mal Junge.


SCHÄDLING ODER NÜTZLING?

Im Gegensatz zu den Wühlmäusen leben die meisten Langschwanzmäuse oberirdisch, so auch die Hausmaus. Seit Menschengedenken haust sie unter einem Dach mit uns. Im Herbst dringen manchmal auch Waldmäuse in ein Haus ein, um sich für die kalte Jahreszeit gemütlich einzurichten. Wer könnte es den Mäusen verdenken? So viel Futter auf kleinem Raum ist hier zu finden – ein wahres Schlaraffenland.

Doch so gross der Ärger der zweibeinigen Hausbewohner ist, so wichtig ist die Rolle der Mäuse in der Natur. Viele Tiere wie Wiesel, Füchse und Greifvögel sind von den Mäusen als Hauptnahrung abhängig. Schleiereulen beispielsweise verzichten in mageren Mäusejahren auf eine Brut; sie könnten ihren Jungen zu wenig Nahrung ins Nest bringen.

Nun gibt es da noch die Tiere, die wir gerne mit den Mäusen in einen Topf werfen, die aber gar keine Mäuse sind. Die Rede ist von den Spitzmäusen und den Maulwürfen. Diese zählen zu den Insektenfressern, nicht zu den Nagetieren. In unserer Umgebung treffen wir am ehesten auf Hausspitzmäuse. Sie leben in Gärten, Parks oder Komposthaufen und helfen, Schnecken, alle möglichen Insekten, Asseln und Ähnliches in Schach zu halten. Dasselbe lässt sich auch über den Maulwurf sagen, der sich gerne an Würmern, Engerlingen und Schnecken gütlich tut. Er nimmt täglich sein eigenes Körpergewicht an Nahrung zu sich; das sind insgesamt rund 35 Kilogramm pro Jahr!

Wenn wir bei den Wühl- und Hausmäusen von Schädlingen reden, müssen wir Maulwürfe und Hausspitzmäuse als Nützlinge bezeichnen. Aber das ist alles eine Frage des Standpunkts. Eine Schleiereule würde eine Wühlmaus wohl kaum als Schädling betiteln.

 

 

Wühlmäuse wie diese Feldmaus zeichnen sich durch einen gedrungenen Körperbau, einen kurzen Schwanz sowie kleine Augen und Ohren aus – Anpassungen an ihre unterirdische Lebensweise.
Quelle: AdobeStock
Die Hausmaus gehört zu den Langschwanzmäusen; sie zeichnet sich durch den langen Schwanz sowie grosse Augen und Ohren aus – Anpassungen an das oberirdische und mehrheitlich nachtaktive Leben.
Quelle: AdobeStock
Spitzmäuse besitzen einen langen, beweglichen Rüssel.
Quelle: AdobeStock

 

ZUR ARTIKELSERIE 2024

Die Stadt Illnau-Effretikon und die Gemeinde Lindau haben im Frühling 2022 eine Kampagne gestartet, um die Bevölkerung über den Nutzen und die Schönheit von Biodiversität im Siedlungsraum zu informieren. Monatlich erscheint im «Regio» ein Artikel zum Thema.

 

ZUR AUTORIN

Barbara Leuthold Hasler arbeitet als selbstständige Biologin und Bergführerin. Mit der Natur vor ihrer Haustür befasst sie sich seit Jahren – nicht nur beruflich, sondern auch als Hobby, zum Beispiel im eigenen Garten und in ehrenamtlichen Arbeitseinsätzen in Naturschutzgebieten.

 

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