Den Gartenteich winterfest machen
Was ist nötig, was ist zu viel? Um diesen Fragen nachzugehen, werfen wir einen Blick auf das Innenleben eines Teichs.
Pflanzen und Tiere reagieren unterschiedlich auf sinkende Temperaturen. Auch Wasserlebewesen bedienen sich verschiedener Strategien, um den Winter zu überleben. Aber eines haben alle gemeinsam: Sie halten in irgendeiner Form Winterruhe.
RÜCKZUG DER PFLANZEN
Augenfällig ist, was mit den grösseren Pflanzen am Ufer und im Wasser passiert. Die oberirdischen Pflanzenteile verfärben sich und sterben langsam ab. Denn die Pflanzen ziehen die Nährstoffe in ihre Wurzeln zurück, die zugleich als unterirdische Speicherorgane dienen. Im Frühling können sie aus diesen wieder austreiben. Schilf, Seerosen oder der Fieberklee mit seinen hübschen weissen Blüten leben nach diesem Prinzip.
Viele Wasserpflanzen, wie zum Beispiel das fein verästelte Tausendblatt, bilden spezielle Überwinterungsknospen – kleine, rundliche bis längliche Gebilde, die sich im Herbst von der Mutterpflanze lösen und auf den Gewässergrund sinken. Aus diesen Überwinterungsknospen wachsen im nächsten Jahr wieder neue Pflanzen. Die Mutterpflanzen sterben oftmals ab.
WINTERRUHE ODER WINTEREIER
Und was tun die Amphibien? Die meisten von ihnen verlassen ihr Laichgewässer bereits nach der Paarung, also im Frühling oder Sommer. Zum Überwintern suchen sie sich an Land einen frostsicheren Unterschlupf. Nur Wasserfrösche und vereinzelt auch Grasfrösche überwintern im Gewässer. Sie verstecken sich am Gewässergrund im Schlamm oder im Laub, das ins Wasser gefallen ist, und halten Winterruhe. Dabei bewegen sie sich nicht, fressen nicht und atmen über die Haut. Auch Libellenlarven, Wasserschnecken und Fische halten Winterruhe. Sie ziehen sich an die tiefsten Stellen des Teichs zurück und drosseln ihre Aktivitäten auf ein Minimum.
Viele kleine Wassertiere, beispielsweise die winzigen, frei im Wasser schwebenden Muschelkrebse und Wasserflöhe, halten es ähnlich wie die Wasserpflanzen: Bevor sie im Herbst sterben, bilden sie robuste Eier, aus denen sich im Frühling die nächste Generation entwickelt. Zur Bildung dieser Wintereier müssen sich Muschelkrebse, Wasserflöhe und andere kleine Wasserkrebse nicht paaren. Die Weibchen produzieren die Wintereier ohne das Zutun von Männchen.
MEIST OHNE PROBLEME DURCH DEN WINTER
Dank diesen Strategien überstehen die meisten Tier- und Pflanzenarten eines Gartenteichs den Winter problemlos. Heikel werden kann es für Tiere, die in einem kleinen Gartenteich überwintern, der länger gefroren ist und wo viele abgestorbene Pflanzenteile im Wasser liegen. Der Abbau der abgestorbenen Pflanzen benötigt nämlich Sauerstoff, der bei einer geschlossenen Eisdecke nicht ersetzt wird. Denn weder sind Sauerstoff produzierende Wasserpflanzen vorhanden, noch kann Sauerstoff aus der Luft ins Wasser diffundieren. Im schlimmsten Fall wird der Sauerstoff so knapp, dass Fische oder Amphibien, die am Gewässergrund überwintern, wegen Sauerstoffmangel sterben. Dieser Fall tritt aber selten ein, und mit geeigneten Massnahmen können Teichbesitzerinnen und -besitzer mithelfen, dass die Bewohner des Teichs im nächsten Frühling wieder quietsch fidel aus ihrer Winterruhe erwachen.
WAS KANN ICH TUN?
ZUR ARTIKELSERIE
Die Stadt Illnau-Effretikon und die Gemeinde Lindau haben im Frühling 2022 eine Kampagne gestartet, um die Bevölkerung über den Nutzen und die Schönheit von Biodiversität im Siedlungsraum zu informieren. Monatlich erscheint im «Regio» ein Artikel zum Thema.
ZUR AUTORIN
Barbara Leuthold Hasler arbeitet als selbstständige Biologin und Bergführerin. Mit der Natur vor ihrer Haustür befasst sie sich seit Jahren – nicht nur beruflich, sondern auch als Hobby, zum Beispiel im eigenen Garten und in ehrenamtlichen Arbeitseinsätzen in Naturschutzgebieten.
Zugehörige Objekte
Name | |||
---|---|---|---|
Den Gartenteich winterfest machen (PDF, 192.09 kB) | Download | 0 | Den Gartenteich winterfest machen |
Name |
---|
Biodiversität |