Wir leben in einer Zeit der Ungewissheit. Kriege und Konflikte weltweit, wirtschaftlicher Druck, soziale Unruhen und die steigenden Lebenshaltungskosten belasten unser Wohlbefinden. Die zunehmende Po­larisierung in Politik und Gesellschaft führt zu Span­nungen, die sich bis in Familien und Freundeskreise hineinziehen.

Wir reagieren heute oft empfindlich auf Veränderun­gen und Meinungsverschiedenheiten. Das be­wusste Zuhören und die Akzeptanz anderer Per­spektiven scheinen zunehmend verloren zu gehen. Stattdessen neigen wir dazu, impulsiv zu reagieren, mit Unverständnis, Wut und Frustration. Dabei ver­lieren wir häufig das Gesamtbild aus den Augen. Wir ärgern uns, vielleicht zu Recht, über erhöhte Parkge­bühren oder die Senkung der Freigrenze für den zoll­freien Einkauf. Wir drohen damit, anderswo oder vermehrt im Ausland einzukaufen – und übersehen dabei oft die zusätzlichen Kosten, die durch längere Fahrtwege und den damit verbundenen Zeitauf­wand entstehen können. Wir stellen Prinzipien über Sachlichkeit.

Es liegt mir fern, über die Motivation und das Ver­halten anderer zu urteilen. Doch es fällt mir auf, dass wir unser eigenes Handeln und die damit verbunde­nen Konsequenzen häufig zu wenig hinterfragen.

Gelassenheit fordert uns heraus, nicht im Wider­stand gegen das Unvermeidliche zu verharren, son­dern zu akzeptieren, was ausserhalb unseres Ein­flussbereichs liegt. Gelassenheit wirkt deeskalie­rend, indem sie uns erlaubt, Meinungsverschieden­heiten auszuhalten und mit mehr Verständnis zu be­gegnen. Und sie entfaltet ihre volle Wirkung erst dann, wenn wir sie mit Dankbarkeit verbinden.

In Zeiten wirtschaftlicher und sozialer Unsicherheit mag es paradox erscheinen, dankbar zu sein. Doch Dankbarkeit bedeutet nicht, die Realität zu beschö­nigen oder Probleme zu ignorieren. Sie fordert uns vielmehr auf, auch in schwierigen Momenten das zu erkennen, was uns stärkt. Oft sind es die kleinen Dinge im Leben. Dankbarkeit erinnert uns daran, dass Werte wie Respekt, Gemeinschaft und Würde trotz aller Unterschiede uns verbinden. Sie lehrt uns, das zu schätzen, was wir haben und das, was uns fehlt, loszulassen.

Als Vater von drei kleinen Kindern stehe ich täglich vor der Herausforderung, Gelassenheit zu bewah­ren. Und ehrlich gesagt gelingt mir das nicht immer. Doch bei jeder Umarmung und jedem Lächeln fällt es mir umso leichter, Dankbarkeit zu empfinden.

Gelassenheit und Dankbarkeit sind keine Wunderlö­sungen für die Probleme unserer Zeit. Aber sie sind Werkzeuge, die uns helfen, inmitten von Unsicher­heiten unseren inneren Kompass nicht zu verlieren. Sie ermöglichen es uns, sowohl mit den Herausfor­derungen des Lebens umzugehen als auch die Schönheit zu erkennen, die trotz aller widriger Um­stände existiert.

Ich wünsche uns allen etwas mehr Gelassenheit und Dankbarkeit. Möge uns die bevorstehende Weihnachtszeit dazu anregen, innezuhalten und das Gute zu schätzen.

Ich wünsche Ihnen und Ihren Liebsten frohe und be­sinnliche Feiertage.