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Leitartikel Februar 2023; Stadträtin Brigitte Röösli

1. Februar 2023

HERAUSFORDERUNG GESELLSCHAFT

Seit dem 1. Juli 2022 bin ich Stadträtin in Illnau-Effre­tikon und Vorsteherin des Ressorts Gesellschaft. Oft werde ich gefragt: «Was ist denn das für ein Ressort? Was gehört dazu?» Keine einfache Frage. Wikipedia hilft etwas weiter: «Gesellschaft bedeu­tet wörtlich den Inbegriff räumlich vereint lebender oder vorübergehend auf einem Raum vereinter Per­sonen.»

Das Ressort Gesellschaft betrifft alle: Ob jung oder alt, ob gesund oder auf Hilfe angewiesen. Alle Men­schen in unserer Stadt gehören dazu. Gesellschaft heisst für mich: Wir leben zusammen und tragen Sorge zueinander. Es ist wichtig, dass sich alle in diese Gesellschaft einbringen und sich beteiligen können, aber bei Bedarf auch Unterstützung erhal­ten. Damit dies gelingt, arbeiten im Ressort Gesell­schaft sehr kompetente und motivierte Mitarbei­tende in den Bereichen, Jugend- und Quartierarbeit, Familie und Kind, Integration, Asylwesen, Zusatz­leistungen, Sozialberatung und Sozialhilfe, Bera­tung65+ und die Fachstelle Alter und Gesundheit. Vieles, was hier läuft, geschieht unaufgeregt und hoch professionell. Mich freut es sehr, dass ich die­sem Ressort vorstehen kann und einen Beitrag leis­ten für ein positives Miteinander darf.

Die gesellschaftlichen Aspekte haben in den letzten Jahren an Wichtigkeit gewonnen. Ich denke nicht zuletzt an die Zeit während des Lockdowns. Viele vulnerable Personen konnten nicht mehr einkaufen gehen. Sie waren abgeschottet und auf die Hilfe an­derer angewiesen. Ganz selbstverständlich unter­stützten sich plötzlich Nachbarn, Freundinnen, fremde Menschen – natürlich auch in Illnau-Effre­tikon. Sie gingen einkaufen, trafen sich für einen Schwatz über den Gartenzaun, oder fragten nach, wenn gesundheitliche Probleme auftraten. Trotz Lockdown spürte ich einen Aufbruch. Wir rückten näher zusammen. Es war uns plötzlich nicht mehr egal, wie es den anderen geht. Gefallen hat mir auch, dass das Leben plötzlich auf der Strasse statt­fand. Ein mediterraner Hauch wehte durch unser Land und unsere Stadt. Begegnungsorte wurden wichtig. Der Wunsch, sich ausserhalb der eigenen vier Wänden zu treffen, ist geblieben und wurde vom Stadtrat als wichtiges Thema in sein Schwer­punkt­programm aufgenommen. Eine Krise hat auch etwas Gutes.

Der Krieg in der Ukraine, die Inflation und die dadurch steigenden Kosten, die Wohnungsnot, so­wie die Verunsiche­rungen durch das allgemeine Weltgeschehen haben unsere heile Welt durchei­nandergebracht. Durch den Fachkräftemangel nimmt der Druck auf die ar­beitende Bevölkerungs­gruppe zu. Vor allem viele Ju­gendliche können und wollen diesem Druck nicht weiter ausgesetzt sein. Bedenklich ist, wie viele junge Menschen mit psy­chischen Problemen zu kämpfen haben. Andere grenzen sich ab. Sie stei­gen aus, reduzieren ihr Ar­beitspensum oder arbei­ten temporär, wenn es ge­rade gut ins Programm passt. Diese jungen Men­schen glauben nicht mehr an eine Zukunft mit dem bisherigen System. Sie pro­bieren Neues aus und verdienen dabei unsere Un­terstützung.

Mit der demografischen Entwicklung wird sich die Situation auch in den nächsten Jahren für alle verän­dern. Die geburtenstarken Jahrgänge werden pensi­oniert. Die junge Bevölkerungsgruppe wird nicht al­les bewältigen können. Deshalb braucht es neue Ideen. Neben der professionellen Pflege und Be­treuung, sowie der Nachbarschaftshilfe und den Freiwilligen werden wir auch die neuen Technolo­gien wie künstliche Intelligenz und Robotik für die Altersbetreuung einsetzen müssen.

Es gibt noch einiges zu tun. Ich hoffe, dass ich in dieser Legislatur meinen Teil zur Bewältigung der gesellschaftlichen Aufgaben beitragen kann und wir als Stadt auf diese neuen Herausforderungen eine geeignete Antwort finden.

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